Eine 63-jährige Rentnerin aus Brunsbüttel wollte ihre Ersparnisse sicher anlegen. Nun hat sie einen Großteil davon verloren. Nach einem Beratungsgespräch in ihrer Hypo Vereinsbank Filiale investierte sie das Geld im Juni 2007 in ein riskantes Zertifikat. Das Ergebnis: Von rund 70.000 Euro blieben ihr weniger als 2.800 Euro.
Die Rentnerin ist ein Opfer des jüngsten Börsencrashs, obwohl sie gar nicht am Aktienmarkt investiert hat. Im Jahr2007 verkauften Banken wie die Hypo Vereinsbank und die Dresdner Bank, aber auch viele Sparkassen im großen Stil Zertifikate mit hohen Zinsversprechen. Dabei wurden von den Bankberatern oft die Risiken unterschätzt oder heruntergespielt.
Auch das von der Anlegerin gewählte HVB Relax Express Zertifikat war keine sichere Anlage. Die regelmäßige Zinszahlung und die volle Rückzahlung des Anlagebetrages am Ende hängen davon ab, dass ein zugrunde gelegter Aktienkorb nicht mehr als die Hälfte seines Kurswertes einbüßt. Genau das ist aber passiert. Das vermeintliche Zinsschnäppchen verwandelte sich in eine Beteiligung am Aktienmarkt. Dort hatte die Rentnerin gewiss nicht anlegen wollen.
Die Bank sieht aber kein Verschulden ihrerseits. Der Berater habe die Kundin über die Risiken aufgeklärt, und außerdem habe sie ein Dokument unterschrieben, das ein mittleres Anlagerisiko zulässt. Jedoch kann man davon ausgehen, dass die Rentnerin das verschachtelte Finanzprodukt nicht vollständig verstanden hat, da sie keine große Erfahrung mit Wertpapieren hatte und gar nichtwusste, was ein Aktienindex ist.
Die Kundin hatte nach über 40-jähriger Treue zur Hypo Vereinsbank auf die Empfehlungen ihres langjährigen Beraters vertraut. Aber es hatten sich dessen Ratschläge aus den Jahren zuvor schon als zweifelhaft erwiesen. Bei einigen Fonds- und Zertifikatanlagen nach dem Jahr 2000 blieb immerhin ein bescheidener Gewinn. Dann wurde im Jahr 2006 ein solider offener Immobilienfonds gegen einen Total-Return-Fonds ausgetauscht und dieser ein Jahr später mit Verlust verkauft. Der Erlös wanderte in das verlustreiche Relax-Zertifikat. So schmolz das Vermögen der Rentnerin. Aber so sehr sie das wütend macht, mit ihrer Forderung nach Schadensersatz stößt sie bei der Hypo Vereinsbank auf taube Ohren. Notfalls will sie vor Gericht ziehen.
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt Joachim Cäsar-Preller, Wiesbaden
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