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Geld der Anleger meistens futsch, aber nicht immer!
Eine eher seltene Zwangsversteigerung: In Bremen kommen gleich vier Frachter unter den Hammer. Irgendwie ein schräges Bild, das einem in den Kopf kommt. Dahinter stecken Pleiten in der Schifffahrt. Und dahinter widerum stecken Menschen, die oft viel Geld in Schiffsfonds gesteckt haben. In den meisten Fällen ist es dann weg. Es ist aber auch möglich, bis zur Hälfte oder mehr wiederzubekommen, macht Anleger-Anwalt Joachim Cäsar-Preller im Interview bei Radio Bremen wieder Hoffnung.
Radio Bremen: Die Schiffe im Neustädter Hafen waren alle Anlagen vom Finanzunternehmen HCI Capital. Gleich vier auf einen Streich kommen unter den Hammer. Ein tagtäglicher Vorgang?
Joachim Cäsar-Preller: Ja, diese Versteigerungen sind in den letzten Jahren explosionsartig gestiegen, weil einfach viel zu viele Schiffe auf den Weltmeeren angeschafft worden sind, die gar nicht gebraucht werden. So viel Fracht gibt es gar nicht.
Radio Bremen: Viele Fonds funken SOS. Sind das „nur“ noch Ausläufer der Finanzkrise oder gehen die Schiffspleiten weiter?
Joachim Cäsar-Preller: Ich gehe davon aus, dass die Schiffspleiten weitergehen. Man muss sehen, dass diese Schiffsfonds Mitte des letzten Jahrzehnts als Steuersparmodell verkauft worden sind. Es gab einen so großen Hype im Verkauf und leider haben sich da viele Anlager täuschen lassen. Es gibt so viele Schiffe, dass diese Entwicklung meiner Meinung nach noch die nächsten zwei, drei Jahre weitergeht.
Radio Bremen: „Eine Zwangsversteigerung ist eine übliche Form des Verkaufs in der Schiffsbranche“, sagt der Insolvenzverwalter. Stimmen Sie dem zu?
Joachim Cäsar-Preller: Ja, der freie Verkauf ist in der Branche eher nicht so häufig. Denn wer will schon überflüssige Schiffe kaufen? Die Zwangsversteigerung, ähnlich wie bei Immobilien, ist das im Moment schon eine häufige Form. Ob die häufigste, weiß ich nicht.
Radio Bremen: Hinter so einer Insolvenz stecken immer Sparer oder Anleger. Vom Rentner bis zum Finanzprofi legen viele ihr Geld in Spezialtankern oder Frachtern an. Wie viele gucken denn bei einer Pleite in die Röhre und wie viel Geld geht dabei verloren?
Joachim Cäsar-Preller: Wenn das Schiff versteigert oder frei verkauft wird, bekommen die Banken noch ein bisschen was. Die Anleger dagegen gehen in den meisten Fällen leer aus, weil sie bei Insolvenzen auch hinten anstehen.
Joachim Cäsar-Preller: Bis jetzt würde ich sagen 20 Milliarden Euro. Das ist nur eine Schätzung. Es gibt da keine verlässlichen Zahlen.
Radio Bremen: In den meisten Fällen ist das Geld futsch. Gibt es überhaupt eine Chance, ein bisschen wieder zu bekommen?
Joachim Cäsar-Preller: Ja. Nur nicht von dem Geld aus dem Insolvenzverfahren. Ansonsten gibt es gute Chancen. Wer für eine Haftung oder einen Schadenersatz in Frage kommt, sind die Personen und Institutionen, die die Beteiligungen verkauft haben. Das können Banken, Sparkassen oder Finanzvermittler sein. Und die kann man auch heute noch für Schadenersatz in Anspruch nehmen, wegen fehlerhafter Anlageberatung.
Radio Bremen: Was ist denn drin in solchen Fällen?
Joachim Cäsar-Preller: Statistisch ist die Hälfte und mehr drin. Es gibt natürlich Fälle, wo es nichts gibt. Es gibt aber auch Fälle, da wurde alles wieder geholt.
Radio Bremen: Je jöher die Rendite bei einer Anlage, je höher das Risiko. Das weiß doch eigentlich jeder, der darüber nachdenkt, sein Geld in Fonds anzulegen. Sie sagen trotzdem, dass Anleger oft falsch beraten werden und deswegen auf Schadenersatz klagen können. Warum?
Joachim Cäsar-Preller: Man weiß viel, aber in der konkreten Situation weiß man es auch wieder nicht. Die Risiken werden in der Beratung oft einfach verschwiegen oder klein geredet. Die Chancen werden dargestellt als ob es kein Risiko gebe. Es muss gesagt werden, dass Schifffondsbeteiligungen sehr schwer bis gar nicht wiederverkauft werden können. Dann stecken häufig in den Preisen für die Beteiligungen hohe Provisionen, die auch nicht genannt werden. Dann wird auch verschwiegen, dass so ein Schiffsfonds wie eine normale Firma pleite gehen kann. Dem Anleger wird höchste Rendite ohne Risiko vorgegaukelt. Es gibt immer wieder genug Menschen, die darauf hereinfallen. Es ist wichtig, diese Menschen über Anwälte oder Gerichte zu schützen.
Radio Bremen: Wer früher in Schiffe investiert hat, hat hohe Renditen kassiert. Heute sind viele dieser Anlagen gefürchtet. Worauf sollte man achten, wenn man doch über einen Schiffsfonds nachdenkt?
Joachim Cäsar-Preller: Es gab viele Anleger, die das Geld gar nicht hatten, sondern sich das Geld leihen mussten. Davon ist auf jeden Fall abzuraten. Auch sollte man nicht das ganze Ersparte investieren. Firmen, die Schiffe verkaufen, haben eine Vergangenheit. Da sollte man sich die Performance angucken. Darüber kann sich gegebenfalls über einen Anwalt informieren, ihm die Prospekte zeigen und prüfen lassen. Dafür haftet der Anwalt im übrigen auch. Es geht darum, noch eine zweite oder dritte Meinung zu haben, ähnlich wie bei gesundheitlichen Fragen.
Radio Bremen: Würden Sie Ihr Geld in einem Schiffsfonds anlegen?
Joachim Cäsar-Preller: Nein.
Erfahrungen & Bewertungen zu Kanzlei Cäsar-Preller